Die Chronik des SV Tilly Wolkertshofen


Der Schützenverein "Tilly" Wolkertshofen wurde im Jahre 1929 als reine Zimmerstutzengesellschaft gegründet.

Die Gründungsmitglieder gaben ihrem Schützenverein den Namen "Tilly" zum Gedenken an den großen königlich bayerischen Feldherrn und Generalissimus des kaiserlichen Heeres im dreißigjährigen Krieg.

Johann Tserclaes, Reichsgraf von Tilly, war bekannt für seinen Mut und seine Tapferkeit als Verteidiger des katholischen Glaubens. Obwohl er viele Schlachten für sich entscheiden konnte, wurde er schließlich 1632 bei Breitenfeld von Gustav Adolf geschlagen und in der Nähe von Rain am Lech lebensgefährlich verwundet. Auf seinem letzten Weg kam er auch in unsere Gegend. Am 30.04.1632 erlag er in Ingolstadt seinen schweren Verletzungen und wurde schließlich in Altötting beigesetzt, wo heute noch sein Grabmal zu besichtigen ist.

Das Gasthaus Stark wurde damals schon als Vereinslokal gewählt und ist es bis heute geblieben. Geschossen wurde vom Gästezimmer aus durch einen Schacht auf den im Nebenraum (Küche) aufgestellten Schießstand, wo sich auch der zur Trefferanzeige bestellte Zieler befand. Die einzige vorhandene Vereinswaffe war ein Zimmerstutzen.

Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges trafen sich die Schützen samstags von abends 20.00 Uhr bis etwa 2.00 Uhr morgens. Das Schießen diente damals mehr der Unterhaltung und der Förderung der Kameradschaft. Durch das Verbot der Schützenvereine und die Beschlagnahmung des Stutzens durch die Besatzungsmächte kam das Vereinsleben vorübergehend zum Erliegen.

Nach den Kriegswirren wurde am 26.10.1952 vom damaligen Bürgermeister Gruber auf Wunsch mehrerer Ortsbewohner eine Versammlung zur Wiederbelebung des Schützenvereins einberufen. Dabei wählten die anwesenden Mitglieder ihre erste Vorstandschaft nach dem Krieg. Zum ersten Vorstand wurde Lehrer Martin Marberger bestellt.

Der erste Schützenkönig des Vereins wurde 1953 Alois Sterner jun. Er errang diese Würde mit dem Luftgewehr, das von nun an den Zimmerstutzen ablöste. 1955 konnte Xaver Amler den erstmals ausgeschossenen Titel eines Vereinsmeisters erringen.

Im Jahre 1956 feierte der Verein das 25-jährige Gründungsjubiläum verbunden mit der Weihe der neuen Vereinsfahne. Die damals zur Anschaffung der Fahne benötigten 800,-DM stammten größtenteils aus Spenden der Vereinsmitglieder. Vor dem großen Fest fand ein Preisschießen statt.

Angeführt vom Patenverein "Adler" Buxheim wohnten 40 Vereine der Fahnenweihe vor der St. Johannes Kapelle durch den Hochwürdigen Herrn Pfarrer Odorfer bei. Anschließend konnte im Festzelt der große Durst, hervorgerufen durch den strahlenden Sonnenschein, mit einer kühlen Maß Bier gestillt werden. Das Fest wurde zu einem vollen Erfolg.

1958 richtete der zu dieser Zeit bereits sehr lebendige Verein (man beteiligte sich mit drei Mannschaften und konnte den zweiten Gaumannschaftssieger stellen) die Gaumeisterschaften aus.

Die aktive Beteiligung der "Tilly"-Schützen an den Rundenwettkämpfen begann im Jahre 1960 und brachte ihnen immer wieder große Erfolge. So gelang es der Mannschaft schon im ersten Jahr in der Gruppe 1 des Gaues Eichstätt den 2. Tabellenplatz zum Ende der Rundenwettkämpfe zu behaupten. Dass der Verein auch in der Folgezeit von sich reden machte zeigt die Tatsache, dass die "Tilly"-Schützen noch 18 Jahre in der obersten Klasse des Gaues Eichstätt mitkämpften.

Bei den guten Mannschaftsleistungen mussten zwangsläufig auch gute Einzelschützen darunter sein, die mehrmals in die Gauauswahl berufen wurden. So z.B. Sterner Ludwig, Graf Fritz, Baumgartner Josef, Beck Willi, Baumgartner Leonhard um nur einige zu nennen. Der über Jahre hinaus gesehen beste und beständigste Schütze des Vereins war Baumgartner Josef.

Für eine Sensation im Vereinsleben und im Gau sorgte Amler Balthasar, als er 1977 den Titel eines Mittelfränkischen Bundesschützenkönigs errang. Dies war aber nur der Startschuss für den Königssegen, der sich nun über den Verein ergoss und die Zeitungen bereits von "Königshofen" sprechen ließ, als Schneider Erwin 1978 auch noch Gaukönig wurde. So stellte der Verein in diesem Jahr nicht weniger als vier Könige.

Den absoluten Höhepunkt in der Vereinsgeschichte bis heute markierte schließlich ein Jahr darauf erneut Amler Balthasar, als er sich zur Freude aller den Titel des "Bayerischen Landesschützenkönigs 1979" sicherte. Es ist einmalig im Verein und im Gau, dass der "Bayerische Landesschützenkönig" und der "Mittelfränkische Bundesschützenkönig" in einer Person aus seinen Reihen stammt.

Anlässlich des 50-jährigen Gründungsjubiläums 1979 veranstaltete der SV "Tilly" Wolkertshofen 1980 eine 50 Jahrfeier, zu der er ein äußerst attraktives Preisschießen bot. Den ersten Preis bildete nämlich ein lebender ca. 12 Zentner schwerer Bulle im Wert von 2500 DM, dem weitere Geld- und Sachpreise im Gesamtwert von über 16000 DM folgten, die durch zahlreiche Spender und Sponsoren zusammengetragen werden konnten. So mag es vielleicht nicht verwundern, dass Wolkertshofen mit 1035 Schützen den absoluten Gaurekord bei einem Preisschießen verzeichnete. Gewinner des Hauptpreises wurde Bolzer Michael aus Abens in der Hallertau, der sich für die 2500 DM in bar entschied und den Bullen im Stall Baumgartner Josefs ließ. Wittmann Isidor aus Möckenlohe bekam als 1000ster Schütze ebenfalls ein Präsent überreicht. Das großartige dreitägige Jubiläumsfest fand vom 27.06.80 − 29.06.80 statt, zu dem zahlreiche Prominenz erschienen war, aber das leider von starken Regenfällen überschattet wurde. Dennoch konnte der prächtige Festumzug, bei dem sich 76 Vereine und sechs Musikkapellen beteiligten, angeführt vom "Bayerischen Landesschützenkönig" Amler Balthasar trocken von statten gehen.

Es erfüllte alle Vereinsmitglieder mit Stolz und Ehre, dass der Verein aufgrund dessen, dass Amler Balthasar den Titel des "Bayerischen Landesschützenkönigs" 1980 errungen hatte, mit seiner neuen Schuttertaler Tracht beim Oktoberfestzug mitmarschieren durfte.

Am 17.03.1988 wurde der SV "Tilly" Wolkertshofen ins Vereinsregister eingetragen und führt seitdem den Zusatz "e.V."

Ebenfalls im Jahre 1988 eröffnete der Vereinswirt Stark Martin den Schützinnen und Schützen, er wolle ein neues Wirtshaus errichten und vorübergehend das Schützenhaus als Gaststube nutzen. Dem Verein wurde die Möglichkeit geboten, auf einen ehemaligen Stall Pfaffel Josefs auszuweichen. Hierzu organisierte man auf den 20 Ständen ein Eröffnungsschießen. Die Eröffnungsscheibe konnte Böhm Josef für sich behaupten.

Bereits am 11.02.89 erfolgte die Einweihung des neuen Schützenhauses, wobei die Vereinsmitglieder mit Bewunderung auf die acht modernen voll elektronischen Schießstände im neu erbauten Gasthaus Stark zu Wolkertshofen blickten.

Doch ein weiteres Ereignis in der Vereinsgeschichte prägt das Jahr 1989. Aufgrund des 60-jährigen Vereinsbestehens feierte man zwei Tage lang ein großartiges Jubiläumsfest verbunden mit dem alljährlichen Dorffest. Aber nicht nur das Standeröffnungsschießen konnte dem Fest eine Würdige Note geben, sondern auch das Gauschießen, das in diesem Jahr der Wolkertshofener Schützenverein durchführte. Um den ersten Preis von 2000 DM in bar und der ersten Prämie von 1000 DM in bar wetteiferten 968 Schützinnen und Schützen.

Dass die Mitglieder nicht nur gut im Festefeiern sind, sondern auch ein gutes Auge und eine ruhige Hand haben, das bewies nach fast 10-jähriger A-Klassenzugehörigkeit die erste Mannschaft bei den Rundenwettkämpfen 1988/`89, da sie ihr Ziel, den Wiederaufstieg in die Gauliga, zu verwirklichen vermochten. Allem Anschein nach war die A-Klasse unseren Schützen dennoch ans Herz gewachsen. So setzte sich auch die zweite Mannschaft an die Tabellenspitze Maß sich 1989/`90 mit A-Klassenniveau.

Für die erste Mannschaft (Baumgartner Leonhard, Meier Ernst, Reißner Thomas und Strobl Alois, der 1989/`90 den besten Gauligaschnitt erreichte) begann damit eine steile Karriere. Nach der Gauliga `89/`90 und der Gauoberliga `90/`91 schafften sie den unglaublichen überwältigenden Sprung in die Bezirksliga `91/`92. Dieser einmalige dreimalige Aufstieg in Folge bis in die Bezirksliga ist bisher einzigartig in der Vereinsgeschichte. Leider rutschte die erste Mannschaft mit dem sechsten von acht Plätzen wieder in die Gauoberliga zurück. Dass dies aber kein Grund zur Trauer ist, zeigten die ersten Mannschaften bis heute, die sich nämlich den Platz in der Gauoberliga nicht streitig machen ließen.

Neben den sportlichen Wettkämpfen pflegt der Verein auch stets das gesellige Beisammensein. Dies kommt zum Ausdruck in Ausflügen, Weihnachtsfeiern, Grillfesten und Aufstiegsfeiern. Der traditionelle Schützenball wandelte sich nach Absprache mit den Wolkertshofener Vereinsvorständen, nachdem er 1989 und 1990 als Faschingsball fungierte, 1992 zu einem gemeinsamen "Ball der Vereine".

Von den Einzelschützen ist besonders Strobl Alois herauszuheben, der seit langen Jahren im Verein aktiv ist und mehrere Male in die Gauauswahl berufen wurde. Bei den Vereinsmeisterschaften brach er den Vereinsrekord, so dass er 1999 mit 386 Ringen den Vereinsmeister der Schützenklasse repräsentiert. Darüber hinaus schoss er zusammen mit den Schützen Reißner Thomas, Amler Markus und Schneider Roland der ersten Mannschaft in der Gauoberliga einen Mannschaftsvereinsrekord von 1508 Ringen. Seine Leistungen verdienen Lob und Anerkennung.

(Amler Eduard, Husterer Andreas, ergänzt von Husterer Melanie)



Dokumente aus den Anfängen des Vereins


Errichtung eines Schießstandes


Mitgliedsverzeichnis aus dem Jahre 1953


Alte Skizze des Schützenstandes im Vereinslokal Stark aus dem Grüdungsjahr 1929